Heilsame Wut als Tor zu Vertrauen und gesundem Egoismus

Was wurde uns nicht alles erzählt, was an uns nicht stimmt?! Wir seien zu dick oder sind zu dünn, zu laut und zu still. Dem einen wurde gesagt, er sei nicht Manns genug, der anderen, sie sei nicht schön oder weiblich genug. Manch einer galt als dumm und der andere als verkopfter Fremdling!

Doch verdammt noch mal, was soll ich denn tun und sein und was bitteschön ist richtig?

Unterdrückte Wut und der Schrei nach Liebe!

Viele dieser „Du sollst…“ und „Du bist…“ haben bei einigen von uns bleibende Spuren hinterlassen. Leistungsdruck, Perfektion, Schönheitswahn, Manipulation, Kampf und Kontrollsucht sind Aspekte, die oft damit in Zusammenhang stehen.
Jeder hat seine ganz eigene Strategie gefunden, um damit umzugehen. Während sich die einen in ihr Schneckenhaus zurückzogen, zogen die anderen in den Kampf.

Bei mir führte dies zunächst dazu, dass ich mich selbst komplett vergaß. Ich gab meine natürlichen Impulse, Wünsche, Bedürfnisse, (Spiel-) Triebe und Eigenarten auf, die Dinge, die mich eben einzigartig machen.

Meine Antennen der Wahrnehmung waren komplett nach außen gerichtet. Sie waren nurmehr darauf gerichtet, in jedem Augenblick das zu erkennen, was von mir gewünscht wird, das was „akzeptabel“ und von mir gern gesehen wird. Ich fühlte stets die Grenzen und Regeln der mich umgebenden Norm und wusste, wann ich was und wie sagen musste, um nicht anzuecken.

Diese Kompromisse dienten meinem Überleben. Und so umschiffte ich lange Zeit meines Lebens jegliche Gefahr auf Konfrontation und Auseinandersetzung. Total im Außen verloren und nicht wissend, wer ich bin und wofür ich stehe.

Wellen von Wut, Trauer und kompensatorischem Kampf lösten einander stetig ab. Ohne einen sicheren Hafen war von Frieden, (Selbst-)Vertrauen und Freiheit keine Spur. Doch die Sehnsucht danach war umso stärker…

Im Reich der Blinden

Es ist leicht, Menschen, die derart von sich getrennt sind und in Angst leben, zu manipulieren, zu verführen und ihnen etwas zu „verkaufen“.

Dabei ist es egal, was verkauft wird, Hauptsache es gibt ihnen Hoffnung auf ein besseres Dasein.

Die Bandbreite ist vielfältig und jeder springt auf etwas anderes an, je nachdem wie unsere Prägungen sind und wo bei uns die Ängste und die Identifikation am stärksten sind.

Dies können bei manchen Schönheitsprodukte und Statussymbole sein, die unsere unliebsamen Seiten kaschieren oder extravagante Hobbys bis hin zu Lifestyleprodukten, die gerade „in“ sind.

Auf der Suche nach Geborgenheit und einer (neuen) Identität, die uns mehr Sicherheit gibt, können genauso politische, religiöse und spirituelle Systeme herhalten. Sie können uns Heilung und Trost versprechen.

Unser Ego-Verstand schreit nach Heilung und fürchtet doch nichts mehr als das, weil es seinen Tod bedeuten würde. Es würde heißen, alles zu verlieren, wofür du dich hältst und nackt zu werden. Es hieße, all deinen Lügen und Ängste ins Auge zu blicken.

Dieses System ist höchst intelligent und würde niemals freiwillig aufgeben.

Doch wer schlecht träumt wacht auf!

Im Reich der Blinden

Ihr könnt mich mal – heilsame Wut und Selbstliebe

Als ich die Scheiße satt hatte, begann ich mich selbst zu lieben!
Ich hatte es satt, mich zu verstellen und zu verbiegen, so zu tun als ob alles gut sei, nur damit ich doch scheinbar geliebt werde (was nichts anderes als ein Tauschvertrag war).

Nein, Selbstliebe begann bei mir nicht mit herzerwärmenden Gefühlen und himmlischen Gesängen. Es begann mit einem brachialen Schrei. Mit einem gewaltigen „NEIN!“.

Die innere Kraft und die Liebe zu mir erschlossen sich mir im Zulassen der Wut. Der Wut auf die Welt und vor allem der Wut auf mich selbst, dass ich all die faulen Kompromisse freiwillig mitgemacht und mich so weit von meinem Wesen entfernt hatte.

Zum ersten Mal begann ich meine Kraft nicht gegen mich zu richten, sondern für mich und mich von ihr schützen zu lassen. Dieses Feuer half mir, klare Grenzen zu ziehen und mich um mich selbst zu kümmern.

Ich stand niemandem mehr zu Verfügung. Weder als glorreicher Retter und Helfer noch als aufopfernder Lastenträger und Seelsorger. Es war eine Entscheidung, mich meiner Wahrheit und Liebe hinzugeben und nicht mehr meinen Ängsten und Lügen – das hieß auch, meine natürliche Lebenskraft und Wut zuzulassen, ja den Tanz mit ihr zu genießen, anstatt sie zu deckeln und bis sie sich irgend toxisch entlüde.

Stirb und werde

Stirb und werde!

Die Konsequenz von Freiheit und Selbstliebe

Diese Entscheidung war alles andere als gemütlich. In Märchen und Filmen wird es oft romantisch dargestellt, dass ab dem Punkt alles nur noch Friede, Freude, Eierkuchen ist.

Doch genau hier geht die Reise erst los.

An dem Punkt hören wir auf, uns unseren „Wert“ und die Bestätigung über unsere Rollen im Außen zu holen. Sämtliche Ängste, Zweifel, Mangel und Sabotageprogramme kommen ans Tageslicht – all das, was wir bisher elegant kompensiert haben.

Dieses Auftauchen unserer unliebsamen Seiten ist lediglich die Antwort auf unsere Entscheidung, uns selbst bedingungslos anzunehmen und ins Herz zu schließen. Es ist die Einladung all das von uns zu lieben, was wir jahrelang in den Schatten verdrängt haben.

Klar wäre es gemütlicher, in den alten Käfig zurückzukehren und pünktlich mit schönen Worten und Streicheleinheiten gefüttert zu werden, die unser Ego gern hören will.

Doch jedes Mal, wenn wir uns dafür verstellen, verkaufen wir uns selbst. Dabei wird stets die Rolle, die wir spielen, geliebt und bestätigt, aber niemals wir selbst – ein teurer Deal!

Alchemie heißt, “Scheiße” in “Gold” zu verwandeln. Dieses Gold ist bereits in uns angelegt, denn wir werden damit geboren.

Aus alchemistischer Sicht zu sterben, heißt somit lediglich all das, was unserem Wesenskern nicht entspricht, nicht mehr am Leben zu halten. Das heißt, dass wir aufhören, es zu nähren. Dies sind jene Ängste, Konzepte, Ideen und Prägungen, die unsere eigene Angst-Matrix aufrechterhalten und uns limitieren.

Dies kein Ereignis, sondern ein sich stetig vertiefender Verbrennungsprozess.

Innerer Frieden jenseits von Freud und Leid

Wie eine Skulptur wird im neutralen und bewussten Zulassen und Fühlen unserer Schmerzen, Selbstliebe und Vertrauen aus dem Stein heraus geschlagen, gebrannt und geboren.

Diesen Schmerz so auszukosten, ja ihn geradezu einzuladen, hört sich für manche sadistisch an. Doch ist es genau dieser Schmerz, den wir latent ein ganzes Leben lang mit uns herumtragen und dafür lieber einen Tod auf Raten sterben, als ein Leben ohne Kompromisse zu leben.

Diese Freiheit, die entsteht, ist wie ein wildes Tier. Sie lässt sich nur von dem führen, der ihre Kraft halten und nehmen kann. Von dem, der sie liebt, und zwar ganz und gar – mit ihren lichten und ihren dunklen Seiten!

Alles Liebe,
Dara

Frieden

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Jedes Abenteuer beginnt mit einem ersten Schritt!
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